Wie muss ich nun vorgehen, um meine Träume verstehen zu können?



Aus dem im Kapitel über Grundsätzliches zum Traum Gesagten geht hervor, wie man sich dem Traum nähern kann bzw. was auch der einzig sinnvolle Weg ist, der Bedeutung der eigenen Träume habhaft zu werden:

Berücksichtigt werden müssen die Gesamtqualitäten des Traums, also vor allem die begleitenden Gefühle, dann alle einzelnen Elemente des Traumes, möglichst viele Einfälle zu diesen einzelnen Elementen, die Tagesreste, die im Traum wieder auftauchen, die eigene aktuelle Lebenssituation, mit all ihren Freuden und Problemen, und letztlich auch die eigenen Lebensgeschichte.
Aus all diesen Teilen läßt sich dann der Sinn eines einzelnen Traums halbwegs zuverlässig erschließen.

Man sollte sich also zunächst einmal den Traum aufschreiben, so gut wie man ihn eben noch erinnern kann, auch mit eventuellen Unsicherheiten, ob es im Traum tatsächlich so und so war.
Dann sollte man sich die Gefühle notieren, die man im Traum, nach dem Traum beim Aufwachen oder auch beim Erinnern und Aufschreiben des Traumes hatte.


Als weiteres sollte man den Traum in alle einzelnen Teile zerlegen (so viele wie irgend möglich), und zu allen diesen Elementen in sich hineinhören, welche Erinnerungen, Einfälle und Gefühle dabei zustandekommen. Egal ob diese unpassend, peinlich, oder unwichtig erscheinen, schreibt man auch diese auf (auch Einfälle einer bestimmten Musik oder eines Spielfilms etc.).
Ich weiß, das ist jetzt schon ganz schön viel Material, aber wenn man wirklich etwas verstehen möchte, und nicht nur so tut als ob, dann geht es nicht anders. Außerdem: Die Mühe lohnt sich!

Schließlich sollte man danach fahnden, welche Elemente des Traums auf Dinge anspielen oder diese darstellen, die am Tag vor dem Traum oder ein zwei Tage davor im wachen Leben stattgefunden haben. Auch hier sollte man nach weiteren Einfällen, Ideen und Gefühlen suchen.


Wenn man nun dieses ganze Material hat, kann man versuchen, Zusammenhänge mit der eigenen aktuellen Lebenssituation und/ oder der eigenen Lebensgeschichte herzustellen. Das vorher erarbeitete Material ist mittlerweile mit Sicherheit so umfangreich und reichhaltig geworden, dass man gute Chancen hat, dem Traum und damit auch sich selbst ein Stück auf die Schliche zu kommen.


Manchmal will aber auch das noch nicht so recht gelingen. Dann hilft es, wenn man jemand anders fragt, der sich all das ansieht oder erzählen läßt.
Der andere kann manchmal sehr viel einfacher und klarer die Zusammenhänge erfassen, eben genau, weil es nicht der eigene Traum ist bzw. die eigenen Lebensumstände und Probleme sind, und deshalb der Blick freier und weniger belastet ist.


Einige Punkte sollen hier konkreter herausgestellt werden:

- Personen, die im Traum vorkommen: Personen die im Traum vorkommen bringen zunächst immer etwas von bzw. über den Träumer zum Ausdruck, sie repräsentieren also zunächst einmal den Träumer! Sie können auch gleichzeitig etwas von der Person repräsentieren, die sie augenscheinlich verkörpern, sie können Beziehungsaspekte vom Träumer zu der dargestellten Person darstellen, und sie können noch einen ganz anderen Zusammenhang symbolisch meinen. Aufgrund des auf der Seite Grundsätzliches beschriebenen Mechanismus der 'Verdichtung' kann man nun leicht verstehen, dass zur Komplizierung und zum erschwerten Verständnis eines Traumes all diese Bedeutungen gleichzeitig vorkommen können. Dies muss bei dem Versuch, den eigenen Traum zu verstehen berücksichtigt werden, d. h. es muss eine Methode angewandt werden, die es erlaubt, diese unterschiedlichen Bedeutungen herauszufiltern und aufzudecken

- Jede Sache und jede Person, die im Traum vorkommt, beinhaltet eine symbolische Bedeutung und stellt diese bildhaft dar. Nun ist es aber so, dass jede Sache sich selbst, ihr Gegenteil oder etwas Drittes, scheinbar völlig unabhägiges davon bedeuten kann; oder mehreres davon auch gleichzeitig. (Ein weiterer Grund, warum ein Symbol-Lexikon, das starre Übersetzungen und Bedeutungszuweisungen anbietet, beim Verstehen des Traumes scheitern muss. ) So kann ein Beutel voller Goldstücke ebenso für Reichtum stehen, wie für die Angst zu verarmen, oder auch einfach für einen Freund, der einem eine Geschichte über Gold erzählt hat, und der aus ganz anderem Grund wichtig geworden ist für den Traum, usw.

- Sehr häufig ist es im Traum, dass ein Teil eines Zusammenhangs, der relativ unwichtig ist, in den Traum gerät, und einen viel bedeutsameren Zusammenhang repräsentiert. Dies ist aber so verschleiert, dass man dies nur mit Mühe und auf Umwegen herausfinden wird. Ein helles Licht kann so z. B. für die Sonne stehen, und diese wiederum greift im Traum den letzten Urlaub auf, aber vielleicht gerade deshalb, weil dieser eben gar nicht sonnig, sondern stattdessen sehr verregnet war. Schließlich soll dies im Traum dann eventuell den Streit repräsentieren, den es mit dem Partner derzeit viel zu häufig gibt, und den es eben auch im letzten Urlaub immer gegeben hat, weshalb ein Repräsentant des Urlaubs als verschleiertes Symbol für den zu häufigen Streit vom Traum benutzt wurde. Man sieht die komplizierten Wege, wie sich Dinge und Personen im Traum gegenseitig stellverteten können.


Wer zu dem oben beschriebenen Vorgehen weitere Hilfen und konkrete Anweisungen sucht, der kann im Kapitel Hilfsmittel Fragebögen und konkrete Hilfen finden.